naturleben.net Kulturlandschaft in Zeiten von Motorsägen, Harvestern und Windrädern. Deutschland ist schön. Und es ist eines der
wenigen Länder in Europa und der Welt, das zu Fuß derart frei erlebbar ist.
Neben seinen weiten Küsten und prächtigen Alpen ist Deutschland vor allem für
seine wunderschönen Wälder entlang der Mittelgebirge bekannt. Buchen, Eichen,
Fichten und Kiefern, aber auch viele andere Baumarten wie Birken, Eschen,
Erlen und Lärchen finden sich hier in endlosen Hügellandschaften. Die Liebe zum Wald und zur Natur galt
früher als etwas typisch Deutsches und wurde von Dichtern, Malern und
Komponisten zelebriert. Heute ist sie vielfach in Vergessenheit geraten oder
wird gar belächelt. Wo einst naturverbundene Wanderer durch die Landschaft
zogen oder Familien ihre Wochenendausflüge machten, finden sich heute noch
vereinzelt Hundebesitzer und Mountainbiker, die den Wald und die Natur oft
nur als Auslauffläche oder Sportarena sehen. Derweil sitzen viele auch jüngere Menschen
heute lieber vor dem Bildschirm, gehen einkaufen oder fliegen in die Ferne.
Der fehlende Bezug zur direkten Natur ist dabei auch bei jenen verbreitet,
die sich gerne selbst als Umweltfreunde sehen. Und so ist weitgehend unbemerkt im
deutschen Wald und im übrigen Landschaftsbild ein Wandel eingetreten, der
viel Grund zur Sorge gibt. Harvester – Wirtschaftlichkeit statt Nachhaltigkeit
Früher mussten Bäume mit viel personellem
Aufwand abgesägt und dann auf die Waldwege gezogen werden. Heute fährt man
mit den Baumerntemaschinen, Harvester genannt,
direkt zu den Bäumen, auf neu errichteten sogenannten
Rückegassen, die den Wald wie ein Schachbrett
zerteilen. Die Reifen graben dabei tiefe, breite Furchen in den weichen
Waldboden, Äste und Laub werden in Sekunden abgeschnitten und bleiben in
riesigen Mengen liegen. Das über Jahrhunderte bestehende Waldbild hat sich
dadurch in wenigen Jahren nachhaltig geändert. Windräder
– Umweltzerstörung für den Klimaschutz
Die Errichtung solcher Anlagen wurde erst
durch kurzsichtige Änderungen an Gesetzen möglich, die bisher genau solche
Bebauungen verhindern sollten. Die ökologische Bilanz ist dabei mehr als
fraglich, unter anderem, weil die eingesparten Emissionsrechte vollständig an
andere europäische Länder verkauft werden. Dafür blinken nachts synchrone
Teppiche aus roten Lichtern über den ganzen Horizont, riesige Fundamente aus
Beton werden unumkehrbar im Boden verankert und seit Jahrtausenden bestehende
Landschaften für alle Zeiten verbaut. Was tun
wir diesem schönen Land, das wir von unseren Vorfahren geerbt haben, nur an? Der Schriftsteller Botho Strauß fand hierzu die passenden Worte: "Eine brutalere Zerstörung der Landschaft, als sie mit
Windkrafträdern zu spicken und zu verriegeln, hat zuvor keine Phase der
Industrialisierung verursacht. Es ist die Auslöschung aller Dichter-Blicke
der deutschen Literatur von Hölderlin bis Bobrowski.
Eine schonungslosere Ausbeute der Natur lässt sich kaum denken, sie
vernichtet nicht nur Lebens-, sondern auch tiefreichende
Erinnerungsräume. Dem geht allerdings voraus, dass für die kulturelle
Landschaft allgemein kaum noch ein Empfinden lebendig ist. So verbindet sich
das sinnliche Barbarentum der Energieökologen dem
des Massentourismus." Baumfällung an Verkehrswegen – Abholzung statt
Augenmaß
Weiterhin besteht eine
Verkehrssicherungspflicht, die bei zunehmender Klagefreudigkeit von
Geschädigten, teuren Präzedenzurteilen und weit gefassten EU-rechtlichen
Vorgaben aus Angst vor Regressen zu übervorsichtigem Handeln führen kann. Und
nicht zuletzt auch die Deutsche Bahn hat sich mit der Abholzung ganzer
Bahndämme negativ hervorgetan und sicherlich jeden Festmeter in bare Münze
verwandelt. Protest von Umweltverbänden war allenfalls zaghaft und in den Medien
kaum zu vernehmen. Was immer die Gründe für diesen Kahlschlag
sein mögen, in Zeiten hoher Holzpreise, klamm gesparter Kassen und immer
weniger Respekt vor der Natur und gewachsenen Kulturlandschaften sind in den
letzten Jahren wahre Schlachtfelder entlang vieler deutscher Verkehrswege
entstanden. Bäume
für den Schornstein – mit Holz im großen Maßstab heizen
Angeschlossene Gemeinden werden dabei mit
Einsparungen bei den Heizkosten öffentlicher Gebäude geködert, daraufhin
riesige Investitionen getätigt und als Folge dessen ein nie endender Bedarf
nach neuer Biomasse erzeugt. Der anfänglich möglicherweise noch bestehende
Gedanke, nur Abfälle aus der Holzverarbeitung zu verwenden, verliert sich oft
in Sachzwängen. Und dass bei der Verbrennung von Bäumen nun nicht mehr
Kohlendioxid aus der Luft gespalten, sondern in großer Menge in die
Atmosphäre geblasen wird, wird ebenfalls gerne unterschlagen. Mehr zu diesen Themen:
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